Aus dem Reiche Rauls - Replik auf die Replik des Herrn Ludeger von Rabenmund:
Mein lieber Ludeger, was mischt Ihr Euch jetzt eigentlich ein?
Da wir beide vor geraumer Zeit Seite an Seite in Tobrien waren,
sind wir ja alte Waffenbrueder, und wissen genau, was wir
voneinder zu halten haben. Ich weiss, die einstgewesene
Exkursion ist Euch ein wenig genierlich zu remembrieren, doch
sagte ich bereits damals, guter Freund, dass ein Held ein Held
bleibt, gleich ob er jetzt in Wehr aus Feindesland zurueckkehrt,
oder durch ein Malheur in den wappenbestickten Unterhosen seiner
Familie, wofuer Ihr ohnehin nichts konntet.
Nun macht Ihr mich allerdings ein wenig curios, Ludeger, ist
man's in Almada ja nicht gewoehnt, dass ein Junker, den man
schief ansieht, gleich die ganze Provinz rebellisch macht, wie
in diesem Fall, und wie ich Eurem Wort entnehme, angefangen von
Euch ueber alle Haeuser der Rabenmunds bis hin zur erlauchten
Fuerstin! Da ist Euch jedoch ein Malheur misslaufen, kann ich's
mir schwer imaginieren, dass Ihr auch fuer den Vogt Almadas
sprecht, der ja wohl auch ein Rabenmund ist. Da solltet Ihr -
so rat ich's Euch klug - diesen Verwandten in futuro explicito
ausschliessen, da's sinnhafter klingt, und Ihr sicher noch einen
anderen passenden Verwandten von Influenz ersatzweise auftreiben
koennt.
Doch wie gesagt, Ihr macht mich neugierig, denn was macht den
Junker nun so importante? Ist er Euer Kegel, Euer Muendel oder
Euer Bube? Ihr muesst mir darauf nicht respondieren, weiss ich
ja selbst, dass die Frage indiscreto ist. Nun, Ludeger, da Ihr
ja mein alter Waffenbruder seid, und Euch der Junker offenbar
sehr teuer ist, habe ich Euretwegen verfuegt, dass er nicht mehr
wegzupruegeln sei, falls er sich an mich heranamoebisiert. Statt
dessen soll ihm nun eine Goubernante besorgt werden, die ihn so
lange verhaetscheln soll, bis sich jemand um ihn kuemmern kann.
Ich hoffe, das ist Euch recht?
Was mich wundert, dass auch Ihr, ein Herr von Bildung, dazu des
Lesens maechtig, wenn ich mich nicht irre, so uneinsichtig seid.
Ihr wisst genau, wieviel almadanisches Blut in den letzten
Jahren vergossen wurde, sei's im Krieg gegen Euren Verwandten
oder durch seinen Verdienst - die Kopfgelder, die er auf uns
aussetzte, Ihr werdet Euch erinnern - sei's im Krieg gegen den
Ork, den dreisten Herrn Kalmann, vor dem Ihr ja verschont
bliebt, oder juengst bei der tobrischen Exkursion. Falls Ihr's
nicht wisst, kann's ich Euch ja in besseren Zeiten bei einem
guten Glas berichten, was sich vor Vallusa zutrug, und wieviel
meiner braven Reiter nach der Bataille zu betrauern waren, dito
vom Schaden, den meine almadanischen Brueder auf der Jagd nach
der Hyaene Rakolus an Leib und Seele nahmen.
Ihr sprecht von Unheil, dass ich angerichtet haette, Ludeger.
Das macht doch nun wundern. Seht Ihr, Euer Schuetzling mag mit
einem anderen Junker streiten, wie er will, nur soll er's nicht
so darstellen, als zaehlten unsre Toten nichts, als waere das
Blut des Westens feil wie Wasser. Will ich ja nicht den
Hinterbliebenden entgegentreten, sagend: "Trauert, Kinder,
betrauert Eure Toten, den ausser Euch schert's niemand."
Wieviel der Rotzluemmel tatsaechlich Schaden stiftet, moegt Ihr
daran ersehen, dass nicht nur Almada sich ueber ihn empoert.
Der Herr von Kyndoch in den Nordmarken mag ihn nun auch nicht
mehr leiden. Ihr wisst, sein Vater, ein tapferer Fuehrer im
Krieg gegen Euren Verwandten, verlor erst juengst sein Leben im
Kampf gegen den Unheiligen.
Doch ein wenig, Ludeger, habe ich die Impressio, dass Ihr einem
kleinen Almadaner Baron mit Eurer maechtigen Verwandtschaft
drohen wolltet? Was erwartet Ihr, dass ich nun desparato greine?
Ich tat's doch auch nicht, als Euer Verwandter auf meinen Kopf,
wie jenen meiner Freunde, einen Preis auslobte? Wofuer - soweit
ich mich erinnere - von all jenen, die dem Junker tapfer nun
zur Seite springen, niemals einer um Verzeihung bat.
Uebersandt von Danilo von Cres, Commandante der Almadaner Reiter
im Stab des Reichsbehueters,
khwitzko@vossnet.de - Karl-Heinz Witzko
Aus dem Reiche Horas - Blutfehde zwischen Mantrash und Kullbach:
Die Ereignisse in Bomed und dem Yaquirbruch ueberschlagen sich
weiter. Wer gehofft hatte, nach der Vampirplage und der
Besetzung Mantrashs werde sich die Lage endlich beruhigen, der
sieht sich nun leider getaeuscht.
Doch der Reihe nach: Signore Horasios Soldlingsvolk hatte sich
Anfang Efferd aus Coriolenne aufgrund der Rueckkehr Don Vascals
zurueck nach Kullbach begeben. Spaetestens seitdem war es still
um den rondrianischen Signor Horasio geworden, von dem manche
sagten, er bliebe aus Scham auf seinen Landguetern. Nur
vereinzelt hoerten die umliegenden Signori von ihm.
Es war der Cousin des Signors, Esq. Jolion v. Lunar-Marvinko,
der den truegerischen Leibsecretario Esq. Jezcaraldo v.
Clastumeia entlarvte. Dieser hatte den Signore naemlich mittels
Gifte ans Bettlager gebunden und eigenhaendig die Geschaefte
der Signorie uebernommen.
Esq. Jolion bannte den Verraeter Mitte Hesinde aus Kullbach und
machte sich daran, die von Clastumeia angerichteten Schaeden
schnellstmoeglich wieder gutzumachen. Ihm zur Seite standen
Angus v. Marvinko, ein in dem fernen Weiden aufgewachsener
Cavalliero der Familie und Esq. Cindran Berisac-Sirensteen, der
nach seiner Acht in Yaquirbruch nun in Kullbach als
Siegelbewahrer dient.
Peraines Segen fiel derweil auf Seine wohlgeborene Ehrwuerden
Horasio herab, sein Zustand besserte sich, so dass man sich
entschloss das Jagdfest Anfang des Mondes Firun durchzufuehren.
Esq. Jolion unternahm inzwischen weiteres: Er stellte Esq.
Jezcaraldo auf dem shumirer Boronanger und bezwang ihn in einem
Duell aufs zweite Blut. Einige Tage spaeter gab er oeffentlich
die Verwandtschaft mit der Jungfer Elwene zu Rosenfeld aus der
nordmaerkischen Baronie Meilingen bekannt. Er selbst habe die
Verbindung waehrend seiner Untersuchungen im silaser
Hesindetempel entdeckt und sich bereits mit der Jungfer
kurzgeschlossen. Sie werde Mitte Firun zu einem Besuch nach
Kullbach kommen.
Zuvor hatte Esq. Cindran in Veliris die Villa Morientello
erstanden, denn es war Signor Horasios Begehr sich einer
Therapie beim dort ansaessigen Medicus Penilla zu unterziehen.
Dann, zum ersten Firun, erreichten die geladenen Gaeste die
Villa Gugelietta. Da war die Gesandtschaft Veliris', angefuehrt
von Baronet Ariano Sâl v. Treuffenau-Veliris und begleitet von
Baronessa Rahjina, mit ihnen angereist war auch Signorita
Tsadanja, die Verlobte des siechen Signors. Im Namen ihres
Vaters wuenschten die baroenlichen Kinder dem Signor gute
Besserung und ueberreichten ihm einen rondrianisch gezierten
Silberpokal mitsamt vier fein geschliffenen Kristallglaesern.
Da war auch Seine Hochgeboren Ulim Marciero v. Selzin-Haderin,
der in ritterlicher Gewandung mit Gemahlin und neugeborener
Tochter angereist war. Gerade erst die fuenf Monde zaehlende
Ardare Elissa war oftmals Zentrum allgemeiner Erheiterung. Der
Bergkoenig und Gransignore Gorfar hatten seinen Sohn Goryan in
Begleitung anderer Erzzwerge gesandt. Besonders herzlich
gruesste Don Horasio seinen eigenen Cousin aus sikramer Hause,
Comto Moralleno v. Marvinko, der Erbprinz der Landgrafschaft,
ueberbrachte beste Gruesse von seinem Vater.
Doch auch Edelleute, die sich zum Bund des Adlers zaehlen, waren
anwesend: Comtessa Yanis v. Felsfelden, Signorino Rondrigo ya
Schwarzenstamm de Solstono und auch Signore Vascal ya Berisac.
Seine Wohlgeboren Erlan v. Irendor war es Geruechten zufolge
gewesen, der den Mantrasher bewegt hatte ueberhaupt das Fest zu
besuchen, allerdings wuerdigten sich Don Horasio und Don Vascal
keines Blickes, was von einigen durchaus als schlechtes
Vorzeichen erkannt wurde.
Bemerkenswert war jedoch Peraines gesegnete Hand der Baronessa
Rahjina, denn waehrend die anderen Adelsleut' noch unter der
Fuehrung Esq. Jolions im nahegelegenen Waeldchen Morollio auf
Vogeljagd waren, da vertrieb sie den Siechgeist aus Don Horasios
Corpus. Wie ueberrascht war die Gesellschaft da, als Don Horasio
bei ihrer Rueckkehr von seiner argen Besserung berichtete.
Drei Praioslaeufe dauerten die Festivitaeten an, dann
verabschiedeten sich alle Besucher aus Kullbach und reisten auf
ihre Laendereien zurueck. Noch in derselben Nacht verfassten
Signor Horasio und Esq. Jolion auf der Veranda im Lichte des
Madamals eine Botschaft an den pertakiser Bund des Adlers.
Horasio diktierte seinem Vetter es dauerten ihn die haeufigen
Streitigkeiten, besonders der Kampf um den Baronstuhl von Shumir
solle unblutig beendet werden. Zwar wich er nicht vom Anspruch
seiner Verlobten ab, doch grundsaetzlich zeigte er sich zu
Verhandlungen bereit.
Kaum war das Angebot publik gemacht, traf in Kullbach schon
Antwort ein - aus Mantrash. Signor Vascal lehnte Don Horasios
Worte vollends ab, sprach ihm die Rechtmaessigkeit der Weihe ab
und beschimpfte ihn mit heftigen Toenen. Er nannte den
Kullbacher einen Handlanger Seiner Hochgeboren Ariano v.
Treuffenau-Veliris und meinte jener sei ein Rechtsbeuger, der
das Wort Praios stets zu eigenen Gunsten auslege. Am Ende
folgte die kaum noch noetige Fehdeerklaerung an das Haus
Kullbach.
Auf der Villa Gugelietta war man verstoert und entsandte Esq.
Jolion umgehend nach Kuslik, um dort die rechtlichen Mittel zu
pruefen. Man hatte zwar mit einer Klage Vascals vor dem
Horas-Hof betreffs der ungluecklichen Ereignisse in Mantrash
gerechnet, doch die alte Fehde von Seiten Vascals wieder
aufleben zu lassen, war nicht einmal im entferntesten in
Betracht gezogen worden.
In Kullbach war man also tatenlos, doch nicht in Veliris. Seine
Hochgeboren antwortete den Mantrasher prompt und rief Vascal
auf, von der Hetze wider ihn und Don Horasio zu lassen. Er bot
gar Aussprache in Unterfels an, schliesslich veraergere ihn das
im argen liegende Verhaeltnis der Haeuser Treuffenau und
Berisac, zum Zeichen des guten Willens bot er Vascal sogar die
Hand seiner juengsten Tochter Rondrajane.
Kurz darauf reagierte auch Signor Horasios Hofstaat: Man
tadelte Signor Vascal und sein Gekeifer mit wahre Argumenten.
Schlussendlich sah man sich gezwungen Don Vascal zu einem Duell
zu fordern, das zeitlich jedoch erst in wenigen Monden
stattfinden koenne, wenn Horasio seine Gifttorturen auskuriert
haette. Er erklaerte sich jedoch auch bereit eine Entschuldigung
Don Vascals anzunehmen.
Vascal antwortete noch einmal, er gewaehre Horasio grossmuetig
144 Tage Frist, sich fuer die geschehenen Dinge in Mantrash zu
entschuldigen und sie wieder gutzumachen.
Das winterliche Jagdfest des Signor de Mantrash folgte und
grosse Teile des yaquirischen Adels erschienen zu feiern und zu
jagen in der leidlich geprueften Signorie. Signor Horasio war
zwar eingeladen, hatte aber bereits vorher abgesagt,
schliesslich wollte er das Fest mit der Fehde zwischen den
Haeusern Kullbach und Mantrash nicht belasten.
Doch die Anwesenheit grosser Teile des niederen Adels
ausnutzend, entsandte Horasio dennoch Esq. Jolion. Dieser verlas
vor den versammelten Gaesten einen Brief seines Vetters und warf
sodann Vascal den Handschuh vor die Stiefel, allgemein
kundgebend Horasio fordere Vascal zu einem Duell aufs zweite
Blut. Ohne Zoegern nahm der Mantrasher die Herausforderung an
und benannte Castor Sirensteen-Berisac zu seinem Sekundanten.
Es scheint also, als entscheide sich in den naechsten Wochen,
denn es war Signor Horasios ausdruecklicher Wunsch das Duell
alsbald ausfechten zu koennen, die Rivalitaet zwischen den
beiden maechtigen yaquirischen Signori.
Moegen die Zwoelfe richten.
Uebersandt von Brabanzio Palini aus der Nachrichtenagentur
Nanduria,
Fuezi@t-online.de - Felix Füzi